Kundalini Yoga Galerie Schule Münster - Yogische Ernährung

Kochen ist eine Lebenskunst und eine Gesundheitswissenschaft. Wenn wir unseren Körper, Geist und unser Selbst lieben, werden wir sie freudig lebendig und gesund erhalten. Durch das Essen von Nahrung, das uns ein Maximum an Energie gibt, können wir äußerem Druck und inneren Traumata gleichmütig begegnen. (Yogi Bhajan, A Taste of India)

Das traditionelle Heilsystem Indiens, das als Ayurveda bekannt ist, die uralte Wissenschaft des Lebens, lehrt, dass Nahrung Medizin ist. Neben ausgewogenen Körperübungen, wie das Praktizieren von Yoga, und einer positiven mentalen Einstellung, die durch Meditation erreicht werden kann, bildet die Nahrung, die wir essen, eine der großen drei Säulen vollkommener Gesundheit. (Bibiji Inderjit Kaur Khalsa, A Taste of India)

 

Yogische Ernährung

Bewusstes Kochen und Essen ist Teil der yogischen Lebensweise. Hier findest Du Empfehlungen für eine Ernährung nach ayurvedischen Gesichtspunkten. Im Mittelpunkt steht die Erkenntnis, dass Nahrung Medizin ist. Die nachfolgenden Informationen basieren auf der traditionellen indischen Heilkunst Ayurveda. Sie sind kein Ersatz für medizinische oder therapeutische Behandlungen. Bei medizinischen Fragen wende Dich bitte an Deinen Arzt oder Heilpraktiker.

Zutaten

Idealerweise sollten wir weitmöglichst darauf achten, lokal und biologisch angebaute Zutaten zu verwenden. Die yogische Ernährungsweise besteht aus vollwertigen, einfachen, frischen und nahrhaften Speisen. Sie ist eine Kombination aus:

  • Früchten,
  • Nüssen,
  • Gemüsen,
  • Getreiden,
  • Hülsenfrüchten und
  • Milchprodukten
    • Wenn Du Kundalini Yoga und Feueratem praktizierst, kann dies dazu führen, dass sich Schleim verringert. Dieser legt sich um die Atemwege und schützt die Schleimhäute. Es kann sein, dass Du Schleim fördernde Nahrungsmittel zu Dir nehmen solltest, etwa Milchprodukte, wie von Yogi Bhajan empfohlen.
    • Joghurt legt sich um die Magenschleimhaut und schützt sie vor Gewürzen wie Chillis und Pfeffer. Deshalb solltest Du zu jedem würzigen Mahl wenigstens einige Teelöffel Joghurt essen. Aus demselben Grund hat Yogi Bhajan immer klar gemacht, wie wichtig es ist, Yogi Tee mit etwas gekochter Milch trinken.
    • Wenn Du allergisch auf Kuhmilch reagierst, kannst Du Ziegenmilchprodukte probieren, die leichter verdaulich sind.
    • Wer vegan isst – wegen Milchunverträglichkeit oder ethischer Überzeugung –, kann viele Rezepte mit Kuhmilch durch Pflanzenmilch ersetzen. Du solltest aber sparsamer scharf und pfefferig würzen (siehe oben). Zum Schutz der Schleimhäue sind Tees der Kräuterheilkunde eine Alternative, die aber nur in Maßen eingenommen werden sollten. (Bitte wende Dich bei medizinischen Fragen dazu an einen phytotherapeutisch kundigen Arzt.):
      • Leinsamenschleim(-tee): Leinsamen 12 Stunden wässern, aufkochen, abseihen
      • Eibischwurzeltee: 12 Stunden kalt wässern
      • Kudzu

 

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Eigenschaften der Nahrungsmittel

Auf der Grundlage der traditionellen indischen Heilkunst Ayurveda ist die yogische Theorie der Eigenschaften (Guna) auf Lebensmittel anwendbar. Nach indischer Philosophie bestehen alle Dinge aus den drei Eigenschaften Reinheit (Sattva), Leidenschaft (Rajas) und Trägheit (Tamas). Alle drei Gunas sind aber überall präsent, nur ihr Mischungsverhältnis ist unterschiedlich, so auch in der Nahrung.

Yogi Bhajan hat ebenso wie die Meister aller großen Yogastile eine sattvische Ernährungsweise für alle angeraten, die ein ruhiges und besinnliches Leben führen möchten. Weiterhin empfahl er denjenigen, die Kundalini Yoga und Kampfkünste praktizieren, einen Anteil rajasischer Speisen, jedoch in Maßen, damit sie Körper und Geist nicht zu sehr stimulieren, denn sie befeuern Lust, Ärger, Gier und Selbstsucht. Tamasischen Speisen sollten gemieden werden, weil sie den Geist mit Dunkelheit, Ärger und unreinen Gedanken anfüllen, sie machen dumpf, träge und faul.

 

Sattvische Speisen

Die Nahrung, die Langlebigkeit, Vitalität (sattva), Kraft, Gesunderhaltung, Glück und Zufriedenheit fördert, die schmackhaft, saftig, bekömmlich und nährend ist und das Herz erfreut, die ist dem Sattvischen lieb. (Bhagavadgita, Kapitel 17, Vers 8)

Beispiele für reine und ausgewogene (sattvische) Nahrungsmittel sind

  • die meisten Früchte, sowohl frische als auch getrocknete, reine Fruchtsäfte;
  • Gemüse, vor allem jene, die über der Erde wachsen, insbesondere grünes Blattgemüse und Nachtschattengewächse; sie werden am besten roh, schonend gedämpft oder blanchiert zubereitet;
  • Getreide wie Weizen, Dinkel, Mais, Gerste, Buchweizen, Reis und Pseude-Getreide wie Hirse, Amaranth und Quinoa (nicht: Weißmehl);
  • Hülsenfrüchte;
  • Nüsse;
  • Samen;
  • Kräuter und
  • natürliche Süße wie Melasse, Honig, Sirup, Apfelsaftkonzentrat, Rohrohrzucker (nicht: weißer Zucker).

Rajasische Speisen

Speisen, die bitter, sauer, salzig, scharf, heiß, trocken und brennend sind und Kummer, Unwohlsein und Krankheit hervorrufen, begehrt der Rajasische. (Bhagavadgita, Kapitel 17, Vers 9)

Beispiele für anregende (rajasische) Nahrungsmittel sind

  • stimulierende Kräuter;
  • anregende und scharfe Gewürze;
  • Gemüse, die unter der Erde wachsen, wie Möhren und Rote Bete
  • Kaffee, Tee, Tabak, Stimulanzien jeglicher Art und
  • raffinierter Zucker.
  • Sattvische Speisen, die lange stehenbleiben, werden rajasisch.

Tamasische Speisen

Abgestandene und geschmacklose, stinkende, verdorbene oder übriggebliebene und unreine Nahrung weiß der Tamasische zu schätzen. (Bhagavadgita, Kapitel 17, Vers 10)

Beispiele für dumpfe (tamasische) Lebensmittel sind

  • abgestandene, verrottete, verdorbene, unreine Nahrungsmittel;
  • überreife und unreife Früchte und Gemüse;
  • Pilze;
  • Essig;
  • tiefgefrorene Nahrungsmittel;
  • Fleisch und Geflügel;
  • Fisch;
  • Eier;
  • Alkohol und Rauschmittel.

 

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Die Doshas: Vata, Pitta und Kapha

Ayurveda, das “Wissen vom Leben”, die uralte indische Schwesterwisssenschaft des Yoga, betrachtet Gesundheit als einen Gleichgewichtszustand zwischen Körper, Geist und Bewusstsein. Essen wird als Medizin angesehen, Die  Prinzipien des gesunden Essens und die heilenden Eigenschaften von Speisen und Kräutern werden genutzt, um Ungleichgewichte zwischen den Doshas (“Fehlern”) zu korrigieren.

Eines der wichtigsten Aspekte des Ayurvedas sind die Tridoshas oder Kräfte, die körperliche und mentale Gesundheit erzeugen und erhalten:

Vata (Luft): erhält den Körper und erzeugt alle Arten von Bewegung, konttolliert den Geist und die Sinne und bewirkt die Ausscheidung

Pitta (Galle): ist verantwortlich für die Verdauung, für Hitze, das Verdauungsfeuer und die Blutbildung

Kapha (Schleim): nährt und  schmiert den Körper, erhält die sexuelle Potenz und verleiht dem Individuum mentales Gleichgewicht.

Wenn Du mehr über die Ernährung nach den Prinzipien des Ayurveda wissen möchtest, findest Du hier einen wahren Schatz an Informationen (in englischer Sprache):

→ www.ayurveda.com/resources/food-and-nutrition

→ www.ayurveda.com/resources/articles/doshas-their-elements-and-attributes

 

Speise wie ein Yogi: Ernährung für eine gute Gesundheit

Diese Nahrungsmittel hat Yogi Bhajan besonders empfohlen, wobei die individuelle Verträglichkeit maßgebend ist:

  • Die “3 Heiligen Wurzeln”: Zwiebel, Knoblauch und Ingwer
  • Früchte: Äpfel, Bananen, Datteln, Mango, Orangen, Trauben, Wassermelone, Zitrone; für Männer insbesondere Feigen, Pfirsiche, Pflaumen, Ananas, Birnen, Papaya, Kaki und Feigen
  • Gemüse: Grünes Blattgemüse, Hülsenfrüchte, Möhren, Rote Bete, Sellerie; für Frauen insbesondere Auberginen
  • Getreide: Weizen, Reis
  • Gewürze: Chilischoten, Kurkuma, Schwarzer Pfeffer, Senfblätter, Yogi Tee; für Männer insbesondere Muskatnuss und Safran; für Frauen insbesondere grüne Chilischoten
  • Kräuter: Petersilie
  • Nüsse: Kokosnuss, Mandeln; für Männer insbesondere Pistazien
  • Samen: Sonnenblumenkerne, Sesamsamen
  • Fett: Ghee, Mandelöl, für Frauen insbesondere Sesamöl
  • Süße: Honig und Blütenpollen, Reis-Kleie-Sirup
  • Milchprodukte: Joghurt

Kundalini Yoga Galerie Schule Münster - Yogische Ernährung

Yogische Regeln für die Zubereitung von Speisen

  1. Bereite das Essen mit Liebe und Sorgfalt zu.
  2. Iss nur in einer angenehmen und entspannten Umgebung.
  3. Serviere das Essen mit Anmut und Würde.
  4. Nimm Dir eine Minute Zeit, um über Dankbarkeit für das Geschenk des Essens nachzusinnen.
  5. Nimm Dir die Zeit, bewusst zu essen.

Quelle: Yogi Bhajan, in: Aquarian Teacher

 

Yogische Regeln für eine gesunde Verdauung und Ausscheidung

  1. Iss, um zu leben, und lebe nicht, um zu essen.
  2. Meide Snacks zwischen den Mahlzeiten und nimm weniger Mahlzeiten zu Dir.
  3. Iss nur, wenn Du hungrig bist.
  4. Kaue gut, dein Magen hat keine Zähne.
  5. Höre mit dem Essen auf, wenn Dein Magen zu drei Vierteln gefüllt ist.
  6. Ruhe dich nach jedem Essen aus.
  7. Iss nicht nach Sonnenuntergang.
  8. Iss nur das, was Du innerhalb von 18 bis 24 Stunden ausscheiden kannst.
  9. Gönne Deinem Verdauungssystem einmal pro Woche eine Pause.
  10. Wenn Du etwas nicht verdauen und ausscheiden kannst, iss es nicht.

Quelle: Yogi Bhajan, in: Aquarian Teacher

Essen ist eine heilige Handlung (yajna). Es darf nicht in Erregung oder während emotionaler Spannungen eingenommen werden. Nahrung muss als Medizin für die Krankheit „Hunger“ und als Leben erhaltend betrachtet werden. (Sathya Sai, Erziehung zur Selbsterkenntnis – Vidya Vahinī, Kapitel 8)

 

Kundalini Yoga für die Verdauung

Erleichterung von Beschwerden durch Überessen verschafft der mehrminütige „Fersensitz”. Weiterhin gibt es im Kundalini Yoga verschiedene Übungsreihen (Kriya) zur Stärkung der Verdauungsorgane. Mehr Gelassenheit durch Yoga unterstützt auch den Stoffwechsel und die Verdauung.

 

→ Literaturtipps zu yogischer Ernährung