Werte und Yoga
Werte Yoga ist kein expliziter Teil des Kundalini Yoga, wie es von Yogi Bhajan gelehrt wurde, aber doch indirekt in seiner Lehre enthalten und geht auch darüber hinaus. Es ist uns eine Herzenssache, diesen Aspekt der usprünglichen Yogaphilosophie nach Patanjali in der modernen und alltäglichen Anwendung vorzustellen, da Yoga einen ganzheitlichen Ansatz beinhaltet, der über Körperübungen weit hinausgeht.
Wenn Du menschliche Werte lebst, stärkst Du zugleich Deine Lebenskräfte (Prana). Deshalb kannst Du im Werte Yoga ein vertieftes Verständnis für die menschliche Werte entwickeln und lernen sie bewusst im Alltag anzuwenden. Das ist Yama, ein Glied des Raj Yoga – des “königlichen Yoga”.
Werte und Raj Yoga
Kundalini Yoga ist ein Raj Yoga, über das Yogi Bhajan sagte:
Es ist die königliche Herrschaft und Beherrschung yogischer Tugenden und Werte.
Unter Raj Yoga (das “königliche Yoga”) wird ein System verstanden, das der indische Philosoph Patanjali (zwischen dem 2. und 6. Jahrhundert vor Christi) in den Lehrsprüchen der Yogasutras ausgearbeitet hat. Diese umfassen acht Glieder, die sämtliche Aspekte von Körper und Geist entwickeln:
- Samadhi: Erwachen und Versenken in die Geistseele;
- Dhyana: tiefe Meditation;
- Dharana: auf einen Punkt ausgerichtete Konzentration;
- Pratyahar: Zurückziehen der Sinne von der gegenständlichen Welt;
- Pranayama: Regulation des Atems und damit Kontrolle von Lebenskraft (prana);
- Asana: Körperhaltungen für Gesundheit und Meditation;
- Niyama: innere geistige Disziplin durch
– Reinheit (shauca),
– Zufriedenheit (santosha),
– Ausrichtung auf das spirituelle Ziel (tapas),
– das Studium der heiligen Schriften (svadhyaya) und
– die Hingabe an Gott (ishvara pranidhana); - Yama: sittliche äußere Lebensführung durch die Beherrschung der Werte
– Gewaltlosigkeit (ahimsa): Mitgefühl, Geduld, Liebe für andere, Selbstliebe, Selbstwert und Verständnis;
– Wahrhaftigkeit (satya): Ehrlichkiet, Vergebung, Nichtbeurteilung, Eingeständnis von Gefühlen, liebevolle Kommunikation;
– Nichtstehlen (asteya): rechtes Verwenden von Ressourcen, Loslassen von Eifersucht, Selbstgenügsamkeit;
– Sinneskontrolle/Enthaltsamkeit (brahmacharya): Kanalsieren von Emotionen, Mäßigung;
– Nichtbesitzgier (aparigraha): Erfüllung der Bedürfnisse statt der Wünsche.
Werte und Meditation
Wenn der Geist zur Ruhe kommt und die Sinne beherrscht werden, kann Meditation geschehen. Auch dafür sind nach den Yogasutras Werte förderlich:
Indem man Güte, Mitgefühl, innere Freude, Gleichmut gegenüber Glück und Leid, Verdienst und Schuld pflegt, erlangt man die ruhige Reinheit des Geistes. (Yogasutras des Patanjali, 1.33 )
Werte und Prana
Die Ausprägungen der Lebenskraft (Prana) haben nach Yogi Bhajan körperliche und geistige Funktionen:
- prana (kleines p): sammelt innere Energie an, fördert den Atemfluss und einen positiven Geist;
- Apāna ist die ausscheidende Kraft des Körpers, es gibt ein Gefühl der Sicherheit und hilft, einen Fuß vor den anderen zu setzen;
- Vyāna steuert das Zusammenspiel des Bewegungsapparates; gibt das Gefühl, dass alles miteinander verbunden ist;
- Udāna befördert Luft nach oben und hinaus; hängt mit Projektion zusammen; Vorstellungskrfat und Wirkung von Worten;
- Samāna lenkt Stoffwechselaktivitäten, gibt Unterscheidungsfähigkeit und emotionale Klarheit.
Werte und die Elemente
Es gibt einen weiteren Zusammenhang: Das Praktizieren der Werte wirkt auf die Elemente, die auch durch Yogaübungen ausgeglichen werden. So ist jedem menschlichen Wert ein bestimmtes Element zugeordnet:
- Rechtschaffenheit – Erde
- Frieden – Wasser
- Wahrheit – Feuer
- Liebe – Luft
- Gewaltlosigkeit – Äther