Yoga ist keine Religion

Kundalini Yoga Galerie Schule Münster - Yoga ist keine Religion
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Ist Yoga eine Religion? Diese Frage stellen sich viele Interessenten und Anfänger häufig.

Die kurze Antwort: Nein.

Die gemachten Erfahrungen sind und bleiben subjektiv, werden weder bewertet noch kontrolliert, und es werden auch weder Glaubenssätze unterrichtet noch allgemeinverbindliche Ziele vorgegeben. Yoga ist in seiner Essenz eine private Angelegenheit (siehe oben). Yoga, so der traditionelle Ansatz, unterstützt den Praktizierenden ein gesunder, ausgeglichener, erfolgreicher und besserer Mensch zu werden. Eine Einführung in die philosophische Wertevermittlung des Yoga findest du hier, da zu einem glücklichen Leben auch die allgemeine Lebensführung gehört und nicht nur morgendliche Gymnastik.

Natürlich stammt Kundalini Yoga aus einer philosophisch-spirituellen Tradition aus Indien. Das Praktizieren der Körperübungen und Meditationen ist von den dortigen Religionen unabhängig.

Die längere Antwort: auch Nein – aber warum?

Yoga kommt aus dem Sanskrit und bedeutet wörtlich ‚Joch‘ im Sinne von Anbinden oder auch Vereinigung, im philosophischen Kontext ist damit die Vereinigung des individuellen Bewusstseins (Jiva) mit dem universellen Bewusstsein (Atman) gemeint, was in den vedischen Schriften als Erleuchtung oder Erlösung bezeichnet wird. Dieser Bewusstseinszustand ist das höchste Ziel im Hinduismus, im Sihkismus, Jainismus und auch im Buddhismus, sowie in den mystischen Ausprägungen von Christentum, Judentum und Islam. Nach der traditionellen Überlieferung kann dieser Prozess jedoch mehrere Leben in Anspruch nehmen. So viel Zeit hat der moderne Mensch im Westen meist nicht. Yoga ist seit alters her ein Mittel auf diesem Weg mit den Werkzeugen Körperübungen, Meditation, Rezitation (Japa), Askese/Ernährung, Atemführung, Gebeten (Mantras) und somit per definitionem überreligiös.

Die Ursprünge des Yoga als ganzheitliches philosophisches Konzept der Lebensführung gehen auf die vedische Zeit, lange vor dem Hinduismus, zurück. Gesichert gilt als Zeitangabe etwa 3.000 bis 1.500 vor Christus, Eingeweihte und Yogis sprechen allerdings eher von 20.000 bis 30.000 Jahren vor Christus, was aufgrund der mündlichen Überlieferung wohl nicht „bewiesen“ werden kann. Wozu auch. Die Veden sind jedenfalls richtig alt und gelten als die ältesten bekannten Schriften beziehungsweise ‚Gesänge‘ unseres Planeten. „Die Tradition der vedischen Gesänge wurde 2003 von der UNESCO in die Sammlung der Meisterwerke des mündlichen und immateriellen Erbes der Menschheit aufgenommen und 2008 in die Repräsentative Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit übernommen.“  (https://de.wikipedia.org/wiki/Veda)

Warum ist das wichtig?

Die Veden (Veda bedeutet Wissen) gelten in Indien als heilige Schriften, die direkt von den Rishis (Seher, Eingeweihte) aus dem kosmischen Bewusstsein empfangen worden sind, also nicht menschlichen Ursprungs sind. Als philosophisches System lieferten sie in Teilen die Grundlage für spätere Religionen, weil die Erkenntnis von Gott, Universum, Existenz, Sein und so weiter im Vordergrund stand.

Damit wären wir wieder beim Yoga: Die Essenz der Veden (Vedanta) ist die Nichtdualität (Advaita), also die Erkenntnis, dass das Universum irgendwie „eins“ ist, eine geistige Kraft, ein Bewusstseinsfeld oder wie auch immer man das sprachlich ausdrücken möchte. Und die (Wieder-)Vereinigung mit diesem Bewusstseinsfeld, umgangssprachlich Gott genannt, ist das ultimative Ziel des Yoga. Diese Bewußseinsfeld-Theorie findet sich auch zunehmend als unified field theory (Feldtheorie oder Gottesformel) in der modernen Physik wieder, was hier allerdings definitiv zu weit führt, daher nur eine Stimme:

„Es gibt keine Materie an sich. Alle Materie entsteht und besteht nur durch eine Kraft, welche die Atomteilchen in Schwingung versetzt und sie zum winzigen Sonnensystem des Atoms zusammenhält. Da es aber im ganzen Weltall weder eine intelligente noch eine ewige Kraft an sich gibt, müssen wir hinter dieser Kraft einen bewussten, intelligenten Geist annehmen. Dieser Geist ist der Ursprung aller Materie.“ (Max Planck, 1858 – 1947, deutscher Physiker und Nobelpreisträger 1919)

Also: Yoga lehrt auf Basis der vedischen Überlieferungen die Beziehung des Individuums zur Unendlichkeit des Seins, was Planck als bewussten und intelligenten Geist bezeichnet. Allerdings auf individueller Ebene, ohne Rituale oder kanonisierte Vorgehensweisen. Das Mittel der Erkenntnis im Yoga ist die Meditation (link Meditation) und zur Vorbereitung für eine tiefe Meditation und Gesunderhaltung des Körpers für ein langes Leben praktizieren wir Kundalini Yoga, das auch diesseits der Erleuchtung Spaß macht und in seiner positiven Wirkung auf Körper und Psyche zunehmend erforscht wird. Siehe hier.